Die Mutter mit dem behinderten Kind und Sebastian Kurz

Foto: Elisabeth Sageder
Foto: Elisabeth Sageder

In seiner Rede am ÖVP Parteitag in Linz am 1.7.2017 thematisierte Kurz das österreichische Sozialsystem. Die Beispiele reichten von Laboruntersuchungen bis zur Mutter mit dem Behinderten Kind, die auf den behindertengerechten Autositz wartet. Ja, Herr Kurz das ist die Realität. Die Realität ist nicht, dass Menschen mit Behinderungen alle extrem arm sind und an den Rollstuhl gefesselt sind oder Spitzensportler sind so wie Kira Grünberg, die auch beim Sommerfest der Neuen Volkspartei anwesend war. Die ehemalige Spitzensportlerin war und ist sicher gut versichert, die Wartezeiten sollten sich hier in Grenzen halten, davon gehe ich einmal aus, tu ich der guten Frau hier unrecht möge man mich korrigieren. Jedenfalls wirkt es etwas befremdlich wenn Kurz als Beispiel für Menschen mit Behinderungen die ehemalige Sportlerin bevorzugt, die in ihrem Buch das Rehazentrum Bad Häring sowie dessen Team massiv schlecht dastehen lässt. Ich bin mir sicher, dass das Kollegium dort das Beste leistet um denjenigen Menschen, die verunfallt sind die besten medizinischen Rehab. Maßnahmen angedeihen zu lassen. Einzelbetreuung mit jenen im Spitzensport vergleichbar gibt es hald dort nicht mehr. Wie in vielen Bereichen gilt auch im Bereich der Behindertenpolitik für mich mit den Betroffenen direkt ins Gespräch zu kommen, kein einziger Mensch mit Behinderungen ist mit einem zweiten Menschen mit Behinderungen zu vergleichen. So individuell wie der Mensch an sich ist, so individuell sind die Behinderungen, die erworben worden sind oder angeboren sind. Der Spitzensport oder die "Fraktion Licht ins Dunkel" erscheint mir persönlich da nicht als geeignet. 

 

Kurz spricht an, dass die Wartezeit auf die tatsächliche Auszahlung der monetären Förderung sehr lange sei. Faktum ist, es gibt Förderungsmöglichkeiten und die Möglichkeit angepasste Hilfsmittel zu bekommen. 

 

Derzeit ist es aber in Österreich auch Fakt, dass der Unterschied der verschiedensten Leistungen aber Bundesländer- und Krankenversicherungsabhängig sind. Es kann nicht sein, dass ich in Oberösterreich andere medizinische Ansprüche habe (Medikamente, Hilfsmittel, Therapien und vieles mehr) als KollegInnen in einem anderen Bundesland, es muss hier eine Wahlmöglichkeit geben die unabhängig vom Wohnort ist. DAS ist das eigentliche Problem. Solange es einen Unterschied macht, ob ich GKK versichert bin oder Vertragsbedienstete, solange es einen Unterschied macht ob ich eine angeborene Behinderung oder eine erworbene habe, solange es einen Unterschied macht ob man in OÖ auf einen Wohnplatz wartet oder in Vbg. solange brauchen wir nicht von generellen Wartezeiten reden und solange haben wir auch die Anforderungen der UN Behindertenkonvention noch nicht erfüllt. Den solange es ÖVP Landeshauptleute gibt die auf der Bremse des Sozialbudgets stehen, sich dadurch die Wartelisten im Bereich Wohnen und Arbeiten nicht verkürzen, solange ist es noch ein weiter Weg. 

 

Aber das alles können Sie Herr Kurz nicht verstehen, jedenfalls noch weniger als jeder andere Politiker oder Politikerin, der oder die sich die Mühe macht und mit tatsächlichen Betroffenen ins Gespräch kommt. 

 

Es darf kein Lippenbekenntnis von niemanden mehr sein, das mehr Menschen mit Behinderungen in die Politik sollen und zwar nicht weil es dann am Foto gut aussieht sondern weil die Zugänge von "uns" Selbstbetroffen schlichtweg andere sind. Menschen ohne Behinderung machen keine schlechtere Arbeit für Menschen mit Behinderungen, aber sie haben eine andere Sichtweise, die Kombination macht es aus.

 

Meine Forderungen die ich umsetzen möchte, sollte ich die Chance bekommen:

 

  • Es führt nichts an einem Inklusionsfond vorbei.
  • Das Heranziehen von Familieneinkommen bei der Beschaffung von Hilfsmitteln oder Pflegeleistungen muss unbedingt überdacht werden.
  • Eine empfindliche Erhöhung der Zahlungen in den Ausgleichstaxenfond bei Nichteinhaltung der Behindertenquote in Unternehmen muss stattfinden. Bzw. muss nach Alternativen gesucht werden.
  • „Menschen mit Behinderungen“ haben Kompetenzen, sie sind nicht nur Bittsteller, sie sind DienstgeberInnen und KonsumentInnen
  • indirekte Berufsverbote von RichterInnen, LehrerInnen müssen aufgehoben werden.
  • Behindertenpolitik ist ein österreichweites Thema, es muss zu einer durchgängigen Regelung in allen Bereichen kommen.
  • Stärkung des Behindertengleichstellungsgesetzes
  • Stärkung der Rechte des Behindertenanwalts

Ich bin keine Kira Grünberg, kein Samuel Koch aber auch kein "Licht ins Dunkel" ich bin Silke Haider, die seit 30 Jahren ein Mensch mit Behinderung in Österreich ist und ich denke sämtliche oder sagen wir viele Höhen und Tiefen der österreichischen Behinderten.- und Sozialpolitik erlebt hat. Ich möchte mein Wissen weiter in der SPÖ einbringen aber auch endlich für Menschen mit Behinderungen in Österreich politische arbeiten dürfen.

 

Ich bin Kandidatin zum österreichischen Nationalrat und unterstütze Christian Kern seinen Plan A umzusetzen. Im Plan A sind alle Bevölkerungsgruppen bedacht, auch Menschen mit Behinderungen. Die Enquete welche vom Parlamentsklub veranstaltet wurde, hat gezeigt, dass der Partizipationswille ein großer ist. Gehen wir diesen Weg weiter.

Die Platzierungen auf der Bundesliste sind noch nicht fixiert, fakt ist, Behindertenpolitik ist in der SPÖ zur Chefsache geworden. Ich werde nicht locker lassen, dass das verstärkt und verbessert wird. Behindertenpolitik ist eine Querschnittsmaterie die sich durchziehen muss. 

 

 

Ich freue mich über eure Unterstützung am 15. Oktober 2017.


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Kommentare: 2
  • #1

    Christiane (Mittwoch, 19 Juli 2017 01:08)

    Hallo Silke,

    sehr faszinierender Bericht.
    Und ja es sollten mehr Behinderte Menschen in der Politik sein.
    Denn auch wir sind Österreicher und Österreicherinnen
    mit Gedanken die man durchsetzen sollte.
    Warum warten und hinausschieben..

    Jeder Mensch hat Talente und die sollen gefördert werden.

    Nicht die Talente der Faulheit und bequem sein,
    sondern die das jeder Mensch das Recht hat
    gehört zu werden.

    Und was ich auch ganz wichtig finde:
    Nicht nur Menschen mit Downsyndrom sind die wichtigsten in Sachen
    kokniktiver Behinderung,
    sondern alle die Unterstützung brauchen.

    Nicht nur die die mal Stars, bzw Spörtler waren
    die einen Unfall oder eine Krankheit haben,
    die dann plötzlich von allen Seiten bewundert werden.

    Es gibt auch viele Menschen mit Behinderungen die man heute noch
    einfach wegsteckt in Institutionen wo nur Behinderte sind,
    die unterdrückt werden und voll die arbeit leisten
    und zuwenig Anerkennung bejkommen.

    Also , Österreich worauf wartest du nimm Silke Haider in
    den österreichischen Nationalrat auf.

    Denn Du, liebe Siilke setzt dich ein für andere .
    Danke das du mehr Mut zeigst nach Vorne zu schaun.

    lg Christiane

  • #2

    Tomi (Mittwoch, 19 Juli 2017 08:51)

    Hallo Silke,

    du hast es wieder einmal geschafft einen Artikel zu schreiben, welcher auf wenig Raum viel Information und noch mehr Gefühl beinhaltet.. Während des Lesens sind mir einige Gedanken gekommen. Nicht nur in der Behindertenpolitik, sondern in (fast) allen sozialpolitischen Themen gibt es Unterschiede zwischen den Bundesländern, was einfach nicht sein darf.
    Ich stimme dir voll und ganz zu, das Menschen mit Behinderungen nicht als Patienten sondern als Menschen mit Kompetenzen dargestellt und wahrgenommen werden müssen.

    Zum Thema Kurz: Ist die Einladung dieser Spitzensportlerin nicht ein Symbol für die Kurz´sche Politik? In sein Team kommen (fast) keine Österreicherinnen und Österreicher mit Kompetenz, sondern mit Reichweite. Seine Bewegung ufert immer mehr zu einer Marketing-Kampagne aus. Seine "Arbeit" an der und in der VP zeugt auch von seinen Einstellungen. Echte und vor allem ehrliche Politik geht anders.

    Zum Thema Kern: Ich bin ehemaliges SP Mitglied und war in verschiedenen SP-Bereichen aktiv. Ich sehe mich aber - aufgrund der Gegebenheiten der letzten Jahre - zwar noch immer als Sozialdemokrat, jedoch nicht mehr der SP angehörig.. Ich muss zugeben, dass ich ein Kern-Zweifler bin, der Funke ist noch nicht auf mich übergesprungen. Aber mir geht es darum, dass nicht nur eine Person eine Partei sein, sondern die ganze Partei eine Person sein sollte. Und genau hier sehe ich massive Probleme bei der SP, nicht nur im Bund, sondern bspw. auch in OÖ. Es wird leider bei jeder Wahl schwieriger ein Kreuzerl bei der SP zu machen - mangels Alternativen wird es das aber bei dieser Wahl wieder.

    Ich freue mich aber, dass du dich für die Defizite in unserem Österreich - welche du durch deine Erfahrungen siehst - einsetzt! Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinem Tun.
    Tomi